Wer in einem Quartier lebt, hat nicht nur ein Dach über dem Kopf. Unter einer guten Quartiersentwicklung ist auch eine ansprechende Nahversorgung, die ärztliche Grundversorgung, Mobilität, Kultur und zu guter Letzt auch die Begegnung zu verstehen. Aufgrund des demografischen Wandels steigt der Wunsch bei der Bevölkerung nach Partizipation. Des Weiteren sorgen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für neue Herausforderungen bei der Gestaltung und Umsetzung von neuen Quartieren. Der folgende Artikel soll Fragen rund um die Quartiersentwicklung beantworten.
Was bedeutet Quartiersentwicklung? Anwohner, Unternehmen, lokale Gruppen, Grundbesitzer und Entwickler sollen gemeinsam Ideen austauschen, um ein Quartier lebenswert zu machen.
Warum ist die Quartiersentwicklung so wichtig? Langfristig sollen passgenaue und nachhaltige Strukturen geschaffen werden, um das Wohnen und Leben in einem Quartier lebenswert zu machen.
Wer sollte bei der Quartiersentwicklung mitwirken? Neben den verschiedenen Entwicklern sollten auch Architekten und last but not least die Bürger in den Quartieren bei der Quartiersentwicklung die Initiative ergreifen und aktiv zusammenarbeiten.
Mit dem folgenden Ratgeber möchten wir nicht nur erklären, was Quartiersentwicklung ist, sondern auch die Ziele und Herausforderungen offenlegen, damit klar wird, warum die Quartiersentwicklung für die Stadtentwicklung so wichtig ist.
Konventionell gesehen steht die Quartiersentwicklung für die Planung, die Erschließung, den Bau und die Nutzung eines urbanen Gebiets. Mit der Quartiersentwicklung sollen die Lebens- und Arbeitsbedingungen in einem Quartier verbessert werden. Dies wiederum ist nur möglich, wenn neue Strukturen und Angebote geschaffen werden, bei deren Entwicklung die Menschen mithelfen.
In der Vergangenheit war es schwierig, Aspekte wie Innovation und Nachhaltigkeit bei der Quartiersentwicklung zu berücksichtigen. Grund hierfür waren die höheren Anfangsinvestitionen, die sich nicht einfach auf die Mieten umlegen ließen. Heute ist das Quartier wieder verstärkt ein Ort der urbanen Energiewende, sodass sich auch Innovationen in die Stadt bringen lassen. Ziel ist es, mit der Quartiersentwicklung eine langfristige Wertschöpfung für die Umwelt, die Unternehmen und vor allen Dingen für die Stadtgesellschaft zu schaffen.
Um eine nachhaltige und zukunftsorientierte Quartiersentwicklung zu gewährleisten, setzen viele Landkreise und Landeshauptstädte auf eine enge Koproduktion zwischen zivilgesellschaftlichen Akteuren, dem Ministerium und dem Städtetag. Dabei werden Handlungskonzepte entwickelt, die im Rahmen einer umfassenden Landesstrategie als Ansatz dienen, um auf die Herausforderungen der nächsten Jahre einzugehen. Durch ein aktives Quartiersmanagement und eine gezielte Wohnungsmarktbeobachtung kann sichergestellt werden, dass die Nachbarschaften im Quartier auf lange Sicht mit passenden Angeboten unterstützt werden, die die Quartiersarbeit auf die Zukunft ausrichten.
Die moderne und nachhaltige Quartiersentwicklung bietet nicht nur die Chance, mehrere Nutzungen zu vereinen, sondern dafür auch integrierte und individuelle Lösungen zu finden. Es sollen die Chancen der Digitalisierung genutzt werden, umso dem Leitbild einer vielfältigen Stadt mit kurzen Wegen gerecht zu werden.
Bestandsaufnahme: Im Rahmen einer Bestandsaufnahme wird ermittelt, welche Struktur in einem Ort bereits vorhanden ist. Dazu zählen neben der Infrastruktur auch die Wohnsituation und das soziale Umfeld. Es wird überprüft, welche Strukturen zusätzlich erreicht werden können.
Analyse: Die Analyse dient sowohl der Erhebung als auch der Auswertung von Daten und Fakten rund um das Quartier. So lassen sich eventuelle Versorgungslücken erkennen und daraus die Potenziale erkennen, um eine optimierte Quartiersentwicklung zu identifizieren. Die dazugehörige SWOT-Analyse unterteilt sich in vier Schritte. Als Erstes werden die Trends, die Kunden und die Konkurrenten analysiert. Dabei werden deren Stärken und Schwächen identifiziert, um die Chancen und Risiken ableiten zu können. Am Ende lassen sich aus den Ergebnissen die verschiedenen Maßnahmen entwickeln.
Einbeziehung der lokalen Gemeinschaft und Stakeholder: Sobald im Rahmen der sogenannten Stakeholder-Analyse die relevanten Interessengruppen ermittelt wurden, wird deren Einfluss sowie deren Interesse an einem Projekt analysiert. Um unterschiedliche soziale Gruppen in ein Quartier zu integrieren, müssen die kulturellen und sozialen Angebote auf deren Bedürfnisse abgestimmt werden.
Partizipative Planungsprozesse: Bei der partizipativen Planung (gemeinschaftliche Planung) werden die späteren Nutzer proaktiv an der Entwicklung und Umsetzung der verschiedenen Projekte beteiligt. Dies führt zu einer Steigerung der Qualität bei den Ergebnissen, ist allerdings auch mit einem deutlich höheren Planungsaufwand verbunden.
Entwicklung eines Leitbilds und städtebaulicher Leitlinien: Zur Entwicklung des Leitbilds und um Rahmen der städtebaulichen Leitlinien müssen sich die Entwickler an den Wohnbauflächen orientieren. Ziel hierbei ist die „Stadt der kurzen Wege“.
Berücksichtigung von Nachhaltigkeit und sozialer Integration: Im Vordergrund der Quartiersentwicklung sollte stets die Nachhaltigkeit stehen. Dazu zählen neben dem Einsatz von nachhaltigen Verkehrsmitteln wie zum Beispiel die Stadtbahn auch das Umsetzen von nachhaltigen Anlagen. Gleichzeitig müssen die Bewohner eines Quartiers sozial integriert werden. Dies bedeutet, dass das soziale Engagement von Bürgern in die Planung integriert werden muss.
Verkehrsplanung und Mobilitätskonzepte: Wichtig in diesem Zusammenhang sind nachhaltige Verkehrskonzepte, um eine nachhaltige Mobilität sicherzustellen. Dazu müssen sich die Beteiligten bei der infrastrukturellen Entwicklung gezielt an den ökologischen und gesellschaftlichen Bedürfnissen der Bewohner orientieren. Kommunen haben dabei die Möglichkeit, sich anhand der Flächennutzungs- und Bebauungspläne an den nachhaltigen Mobilitätskonzepten zu beteiligen und so die Grundlage für eine nachhaltige Nahversorgung zu schaffen.
Grünflächen- und Freiraumgestaltung: Im Zuge der Entwicklung darf das urbane Grün nicht fehlen, denn sowohl die Quantität als auch die Qualität von Grün- und Freiflächen beeinflusst die Wohn- und Lebensqualität deutlich. In erster Linie sollte es sich dabei um öffentliche Grünanlagen handeln. Aufgrund eines stark auto reduzierten öffentlichen Raumes müssen den Bewohnern genügend Grünflächen sowie Flächen für eine aktive Freizeitgestaltung zur Verfügung stehen.
Versorgungsinfrastruktur: Für eine optimierte Quartiersentwicklung darf nicht nur die Gebäudeinfrastruktur im Vordergrund stehen. Den Bewohnern müssen ausreichend Schulen, Kitas, Einkaufsmöglichkeiten sowie Möglichkeiten zur ärztlichen Erstversorgung angeboten werden. In. Fachkreisen ist die Rede von Soziales, Gesundheit und Integration in einem Gebiet sicherzustellen. Es handelt sich dabei um die Entwicklung von grundlegenden Produkten und Dienstleistungen, die in einem Quartier für eine Verbesserung der Lebensqualität sorgen sollen und somit langfristig das Wirtschaftswachstum stimulieren.
Dichte und Typologie der Bebauung: Zum einen geht es dabei um die Dichte der Bebauung und zum anderen auch um die Typologie. Sollen zum Beispiel in einem Quartier mit altem Baumbestand Konflikte vermieden werden, dann sollten Entwickler und Architekten möglichst auf eine fünfgeschossige und höhere Bebauung verzichten.
Wohnformen und Wohnungsmix: Das Wesentliche bei den verschiedenen Wohnformen bzw. dem Wohnungsmix ist, dass alle Wohnungen ausreichend mit natürlichem Tageslicht versorgt werden. In der DIN 5034 können dazu die festen Schwellenwerte nachgelesen werden. Um dennoch bezahlbaren Wohnraum in der Stadt zu schaffen, müssen Architekten oft Kompromisse bei der Qualität eingehen.
Barrierefreiheit und inklusives Wohnen: Für die verschiedenen Quartiere ist die Barrierefreiheit sowie das inklusive Wohnen von großem Vorteil. Das inklusive Wohnen liefert einen bedeutenden Beitrag, wenn es um die eigenständige Lebensführung von Menschen mit Behinderungen geht. Für Planer und Architekten gibt es eine Vielzahl von Gründen, warum das barrierefreie Bauen in den Vordergrund rücken sollte. Dabei geht es allerdings nicht nur um das Zusammenleben der Menschen, sondern auch um deren Eigenständigkeit.
Förderung von sozialen Netzwerken und Nachbarschaftshilfe: Soziale Integration in den Quartieren ist wichtig. Aus diesem Grund müssen Kommunen dafür sorgen, dass sowohl die sozialen Netzwerke als auch die Nachbarschaftshilfe in den Quartieren gefördert werden. Dabei werden die sozialen Netzwerke durch ihre Struktur (Anzahl und Nähe der Bindungen) sowie deren Funktionen definiert.
Integrationsmaßnahmen für diverse Bevölkerungsgruppen: Für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen gibt es eine Vielzahl von verschiedenen Integrationsmaßnahmen. Dazu zählen neben den berufsorientierenden und berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen auch die Berufsausbildung in verschiedenen außerbetrieblichen Einrichtungen sowie qualifizierte Beschäftigungsmaßnahmen.
Angebote für Bildung, Kultur und Freizeitgestaltung: Den Menschen in den Quartieren müssen unterschiedliche Angebote für Bildung, Kultur und deren Freizeitgestaltung gemacht werden, ohne dass sie ihre Quartiere verlassen müssen. Nur so kann die Wohn- und Lebensqualität in einem Quartier nachhaltig verbessert werden. In den Gemeinden sollten den Bewohner verschiedene Modelle angeboten werden. Diese regen nicht nur zur Teilnahme an, sondern stellen auch die Städte bzw. die Kommunen eine Herausforderung dar.
Einbindung von Gewerbeflächen und Arbeitsstätten: Im Zuge der Quartiersentwicklung muss die Stadt sich auch die Frage stellen, ob im jeweiligen Stadtteil bzw. Quartier ausreichend Dienstleistungsangebote vorhanden sind oder ob es eine. hohen Gewerbeleerstand gibt. Dies führt über kurz oder lang auch zu einem hohen Wohnleerstand. Planer müssen sich fragen, was Bürger und Bürgerinnen erwarten und wie sie zur Arbeitsplatzbeschaffung beitragen können.
Förderung von lokalen Unternehmen und Start-ups: Zur wirtschaftlichen Entwicklung der Quartiere gehört es auch, dass sowohl lokale Unternehmen als auch Start-ups entsprechend gefördert werden, um Anreize zur Ansiedlung zu schaffen.
Schaffung von Arbeitsplätzen und Ausbildungsmöglichkeiten vor Ort: Durch die Ansiedlung von Unternehmen werden nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, sondern es wird auch dafür gesorgt, dass im Quartier Ausbildungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Ein nennenswertes Beispiel in diesem Zusammenhang ist das Gewerbeentwicklungsprogramm 2030 (GEP). Dieses Programm soll helfen, das Quartier 2030 gemeinsam gestalten zu können und trägt so unter anderem zu einer alters- und generationengerechten Quartiersentwicklung bei.
Energieeffiziente Gebäude und Infrastruktur: Die Akteure und Planer müssen dabei darauf achten, dass im jeweiligen Stadtteil oder innerhalb der Landkreise klimaneutrale Immobilien entstehen, die sich nahtlos in die Infrastruktur integrieren.
Nutzung erneuerbarer Energien: Sowohl beim Bau als auch bei der Nutzung der Immobilien muss darf geachtet werden, dass in erster Linie die erneuerbaren Energien zum Einsatz kommen. Ziel hierbei sollte es sein, dass die Treibhausneutralität bis zum Jahr 2050 auf Basis entsprechender Konzepte und der Anwendung im Rahmen verschiedener Modellrechnungen für reale Quartiere umgesetzt wird.
Klimaanpassung und Ressourcenschonung: In diesem Zusammenhang müssen Maßnahmen zur Ressourcenschonung sowie zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs entwickelt und umgesetzt werden. Nur so werden Quartiere für viele Generationen nutzbar.
Koordination der verschiedenen Akteure und Interessen: eine solche Herausforderung kann nur umgesetzt werden, wenn die verschiedenen Akteure ihre Interessen koordinieren und gezielt zusammenarbeiten.
Zeit- und Kostenplanung: Von Anfang an muss eine klare Zeit- und Kostenplanung, damit es nicht zu Abweichungen rund um das Ziel Soziales, Gesundheit und Integration unter einen Hut zu bringen kommt.
Monitoring und Evaluation des Entwicklungsprozesses: Eine bereits rezensierte Langzeitstudie gibt interessante Einblicke in die Strategie rund um das Projekt Quartier 2030 und sollte daher für Informationen und für zahlreiche Anregungen immer wieder zurate gezogen werden.
Bewertung der Quartiersentwicklung anhand definierter Kriterien: Mithilfe des Wegweisers Quartiersentwicklung können die Ergebnisse verschiedener Forschungsvorhaben evaluiert werden.
Einbindung der Bewohner und Nutzer in den Evaluationsprozess: Wichtig dabei ist, dass in den Evaluationsprozess auch die Bewohner und die Nutzer in einem Quartier eingebunden werden, denn diese wohnen und leben langfristig in einem solchen Quartier.
Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung und Weiterentwicklung des Quartiers: Um quartiere weiterzuentwickeln bzw. vorhandene kontinuierlich zu verbessern müssen regelmäßig Maßnahmen getroffen werden, die sich mit den verschiedenen Neuerungen in der Wirtschaft und den neuen Bedürfnissen der Menschen beschäftigen und auseinandersetzen.
Für eine nachhaltige Quartiersentwicklung sind breite Bündnisse ebenso wichtig wie ein kluges Stakeholder-Management. Der Ausgangspunkt dafür sollte jedoch nicht in der problematischsten Situation, sondern in der stabilsten in einem Quartier liegen. Nur durch eine Quartiersanalyse kann eine Stadt dem Wandel der Gesellschaft, deren Faktoren und deren Auswirkungen gerecht werden. Das Land steht durch eine zunehmende Verstädterung und der damit verbundenen Raumknappheit von einer großen Herausforderung, die nur durch die Entwicklung von nachhaltigen Quartierskonzepten gemeistert werden kann.
Dadurch sollen langfristig geeignete und passgenaue sowie nachhaltige Strukturen für die bevorstehenden gesellschaftlichen Veränderungen geschaffen werden.
Hierin werden die Mobilität, der Wohnkomfort, die Sicherheit, die Energieversorgung, die Abfallwirtschaft und der Umweltschutz gesamtheitlich betrachtet, um den Bewohnern einen Mehrwert beim Wohnen und bei Dienstleistungen zu bieten.
Hauptverkehrsstraßen sollen aus den Quartieren ferngehalten werden, da so der unerwünschte Durchgangsverkehr aus dem Viertel ausgeschlossen werden kann.
Die Quartiersarbeit ist entscheidend, um in einem Quartier Handlungsräume zu schaffen, die auf die Bedarfe der Bevölkerung abgestimmt sind. Dabei wird die zivilgesellschaftliche Mitwirkung gefördert, um generationengerechte Lösungen zu entwickeln, die langfristig positive Auswirkungen auf die Lebensqualität im Quartier haben.
Eine enge Kooperation zwischen Fachämtern, der Landeshauptstadt und den Gemeinden ist wichtig, um die Planung und Umsetzung von Quartieren effizient zu gestalten. Durch das gemeinsame Quartiersmanagement können strategische Ansätze entwickelt werden, die zukunftsorientierte Versorgung und nachhaltigen Wohnraum fördern.
Die Landesstrategie bietet den Rahmen für die Quartiersentwicklung, indem sie Ziele und Prioritäten festlegt, die sich auf Themen wie Gesundheit, soziale Integration und nachhaltige Versorgung konzentrieren. Der Städtetag arbeitet dabei eng mit dem Ministerium zusammen, um die Ideen und Bedarfe der Bevölkerung zu berücksichtigen und in Handlungskonzepten für die Quartiere umzusetzen.